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Sporen im Reitsport: Tradition, Missverständnisse und neue Perspektiven

dressur horsemanship pferdetraining reitsport Oct 25, 2024

In der Welt des Reitsports gibt es viele Traditionen und Ausrüstungsgegenstände, die seit Generationen verwendet werden. Einer davon sind die Sporen – ein Thema, das oft kontrovers diskutiert wird und bei dem es viele Missverständnisse gibt. In diesem Blogbeitrag möchte ich meine Gedanken und Erfahrungen zu diesem Thema mit dir teilen.

Der Anlass: Alltag auf den Reitplätzen

Kürzlich stand ich an einem Reitplatz und beobachtete, wie alle anwesenden ReiterInnen jeden Schritt ihrer Pferde mit ernster Miene und einem Sporenstich begleiteten. Diese Szene ließ mich innehalten und ich fragte mich: "Muss das eigentlich noch so sein?"

Diese Beobachtung regte mich dazu an, über die Bedeutung nachzudenken, die wir bestimmten Gegenständen im Reitsport geben. Es ist faszinierend, wie gewisse Ausrüstungsgegenstände dazu beitragen können, dass wir als gute Reiterinnen und Reiter wahrgenommen werden. Die Kandare oder eben die Sporen sind nur zwei Beispiele dafür.

Das Missverständnis um die Sporen

Es scheint, als ob sich manche Reiterinnen und Reiter irgendwann Sporen anziehen, weil sie sich dazu berechtigt fühlen, und sie dann nie wieder ausziehen – unabhängig davon, welches Pferd sie reiten und was dieses Pferd von ihnen braucht. Dies führt oft dazu, dass die Pferde mehr leiden als nötig (siehe unten) und anderen Reitern ein falsches Bild vermittelt wird.

Was nänlich häufig falsch verstanden wird:

  • Ein guter Reiter zu sein, bedeutet nicht, dass du Sporen tragen musst.
  • Das Tragen von Sporen macht dich nicht automatisch zu einem guten Reiter.

Diese Verwirrung ist weit verbreitet. Vielleicht kennst du das Buch "So verdient man sich die Sporen" von Horst Stern - ein Klassiker der Reitliteratur aus den 80er Jahren. Die Grundidee, dass man sich Sporen verdienen muss, anstatt sie einfach zu tragen, ist durchaus gut. Allerdings ist die Frage, wie man dahin kommt, dass die Sporen „verdient“ sind, heute umstrittener denn je.

Die Sensibilität der Pferde

Ein faszinierender Fakt: Pferde können spüren, wenn eine Fliege auf ihrem Fell landet – ein Insekt, das gerade einmal 1/8 Gramm wiegt! Dies verdeutlicht, wie unglaublich sensibel Pferde sind. Vor diesem Hintergrund erscheint es mir seltsam, dass sie eine weiche Schenkelhilfe nicht spüren sollten.

Nach über 20 Jahren Arbeit mit Pferden und ReiterInnen bezweifle ich stark, dass jemals jemand wirklich Sporen für eine feinere Kommunikation gebraucht hat. Sicher, sie mögen praktischer oder schneller sein, aber präziser oder feiner? Das bezweifle ich.

Meine Erfahrung hat mich einfach gelehrt, wie fein und präzise Pferde reagieren können. Abhängig von unserer Klarheit, Präsenz und inneren Einstellung, abhängig von einer gut etablierten Kommunikation und der Abwesenheit von Gründen, die dagegen sprechen. Und: Unabhängig von der verwendeten Ausrüstung.

Die Auswirkungen von Sporen

Was oft übersehen wird: Der Einsatz von Sporen kann dazu führen, dass das Pferd sein Zwerchfell anspannt und (teilweise dauerhaft) festhält, was seine Atmung und Verdauung einschränkt. Sporen sind für das Pferd unangenehm und verursachen oft Anspannung und Schmerzen. Die schnellere und deutlichere Reaktion des Pferdes auf Sporen ist oft ein Versuch, dieser unangenehmen Erfahrung zu entgehen.

Ein Plädoyer für Reflexion

Ich möchte niemanden persönlich verurteilen. Auch ich habe in der Vergangenheit Sporen getragen und kann die Gründe dafür nachvollziehen. Jeder Reiter ist auf seinem eigenen Weg. Dennoch denke ich, es ist an der Zeit, dass wir anfangen, althergebrachte Praktiken zu hinterfragen und die Dinge klarer zu sehen.

Mein Rat an dich

Hinterfrage dein Equipment. Besonders das, was direkt auf dein Pferd wirkt. Überdenke Hilfsmittel für die Kommunikation und alles, was du an deinem Pferd befestigst und es möglicherweise unnötig einengt oder Anspannung verursacht.

Gute Kommunikation braucht oft weniger, als wir denken. Wenn etwas zwischen dir und deinem Pferd nicht funktioniert, versuche herauszufinden, was im Weg steht, anstatt mehr Ausrüstung oder Druck hinzuzufügen.

Wenn du wissen willst, wie gut du reitest, frage dein Pferd. Und nimm es nicht persönlich, wenn es dir die Sporen nie "aushändigen" wird. Das ist nicht nur aus seiner Sicht verständlich, sondern auch richtig: Ihr braucht sie nicht.

Fazit

Am Ende geht es weniger darum, nach Lehrbuch "gut zu reiten", als gemeinsam Freude zu erleben. Dafür brauchen wir in erster Linie uns selbst und eine offene, vertrauensvolle Beziehung zu unserem Pferd.

Ich lade dich ein, deine Gedanken und Erfahrungen zu diesem Thema mit mir zu teilen. Schreib mir sehr gern. Lass uns gemeinsam Wege finden, die sowohl für uns als auch für unsere Pferde angenehmer sind. Vielleicht fängst du schon an diesem Wochenende damit an?

In diesem Sinne wünsche ich dir viel Freude mit deinem Pferd!

 

 

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